Cybersicherheit darf kein Flickenteppich sein – Henrichmann fordert klare Vorgaben zur NIS2-Umsetzung
Coesfeld. "Cybersicherheit ist längst keine rein technische Aufgabe mehr – sie gehört in die Chefetage." Das machte Marc Henrichmann, CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums, beim Besuch der Cosoft Computer Consulting GmbH in Coesfeld deutlich. Gemeinsam mit Geschäftsführer Lars Göntgens sprach er über die Herausforderungen bei der Absicherung kleiner und mittelständischer Unternehmen.
"Viele IT-Dienstleister stemmen heute dieselben Sicherheitsanforderungen für Drei-Mann-Betriebe wie für Konzerne", so Göntgens. Das Problem: Es fehle an klaren, praxisnahen Vorgaben. "Mit der NIS2-Richtlinie kommt zwar ein wichtiger Schritt – aber es reicht nicht, einfach mehr Pflichten aufzuzählen. Wir brauchen einen umsetzbaren Rahmen, damit Unternehmen wissen, was konkret zu tun ist", so Henrichmann. Die geplanten Anhörungen zur Umsetzung der Richtlinie sollen im Herbst starten.
Ein zentrales Thema im Gespräch war die zunehmende Bedrohung durch Social Engineering. "Neun von zehn Cyberangriffen laufen über den Menschen – nicht über die Technik", schilderte Göntgens aus der Praxis. Fake-Mails und gezielte Manipulation nehmen zu, oft verstärkt durch den Einsatz von KI. "Wenn jemand mit Warnweste einfach in den Serverraum geht, fällt das oft nicht auf – das beste System hilft nichts, wenn der Mensch das Einfallstor ist", fasste Henrichmann zusammen. Deshalb brauche es verpflichtende Schulungen, realistische Testszenarien und mehr Offenheit im Umgang mit Angriffen.
Henrichmann forderte auch eine bessere Struktur auf Bundesebene: "Das BSI muss arbeitsfähig bleiben. Wir dürfen die Behörde nicht mit operativen Details überfordern, da sie sich sonst im „klein klein“ verstrickt. Wir brauchen klare, vorgegebene Standards, die vor Ort angepasst werden können." Die Cybersicherheit müsse als Teil kritischer Infrastruktur ernst genommen werden – in Schulen, Pflegeeinrichtungen, Unternehmen. "Es geht nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wann. Wir müssen unsere digitalen Fundamente stärken – bevor sie bröckeln.“