Marc Henrichmann MdB

Dülmen: Schärfere EU-Richtlinie bereitet Landwirten Sorge

Henrichmann fordert klare Positionierung der Ampel in Brüssel

Kreis Coesfeld / Dülmen. Höhere Kosten, mehr Bürokratie, weniger Tierwohl: Viele kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe im Münsterland blicken mit Sorge auf Brüssel und fürchten sogar um ihre Existenz. Das Europäische Parlament will die Industrieemissionsrichtlinie (IED) verschärfen und ausweiten.

Marc Henrichmann (r.) und Hendrik Clodius (l.), Vorsitzender der CDU Dülmen, informierten sich bei Martin Bontrup (2.v.l.) und Michael Uckelmann über die Folgen einer novellierten EU-Richtlinie. Foto: Büro Marc HenrichmannMarc Henrichmann (r.) und Hendrik Clodius (l.), Vorsitzender der CDU Dülmen, informierten sich bei Martin Bontrup (2.v.l.) und Michael Uckelmann über die Folgen einer novellierten EU-Richtlinie. Foto: Büro Marc Henrichmann

Über konkrete Folgen informierte sich der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann auf dem Hof Bontrup in Dülmen. „Die Bundesregierung muss sich in Brüssel klar dagegen positionieren, unsere Landwirtschaft zu überfordern“, forderte der CDU-Politiker.

Anders als es der Name vermuten lässt, ist nicht nur die Industrie betroffen, denn es fallen insbesondere landwirtschaftliche Tierhaltungsbetriebe darunter. Martin Bontrup, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Coesfeld, der auf seinem Hof Schweine hält, fällt mit seinem Betrieb bereits unter die deutsche TA Luft, die die Verringerung von Immissionen regelt.

#Die IED auf europäischer Ebene betraf ihn bisher nicht: Sie gilt derzeit für Betriebe ab einer Größenordnung von 600 sogenannten „Großvieheinheiten“ – das entspricht etwa 2.000 Schweinemastplätzen. Von denen gibt es im Kreis Coesfeld rund 100.

Die EU plant nun, diesen Schwellenwert für die Anwendbarkeit der IED auf 150 Großvieheinheiten zu reduzieren. „Das trifft dann auch kleine Nebenerwerbsbetriebe mit etwa 500 Tieren“, erklärte Michael Uckelmann, Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Coesfeld.

Im Kreis Coesfeld fände die IED nach einer solchen Änderung nicht zuletzt auf nahezu alle landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe Anwendung – insbesondere die, die in der Schweinehaltung tätig sind. Deutschlandweit fielen auf einen Schlag 22.000 landwirtschaftliche Betriebe unter die IED, statt wie bisher nur 9.000.

Was das konkret bedeutet, erläuterte Bontrup. Er hat auf seinem Hof vier Ställe. In jedem einzelnen müsste er Abluftfilter installieren. „In dem 2012 gebauten Stall lässt sich das umsetzen“, erklärt er. Die Aufrüstung der drei älteren, kleinen Ställe sei dagegen aufwändig und teuer, falls sie technisch überhaupt möglich ist. „Bisher gibt es diese Filter nur für große Ställe.“

Offene Ställe, wie sie der Tierwohl-Gedanke verlange, und die Forderung nach weniger Immissionen stehen für Uckelmann in einem Konflikt zueinander. „Selbst die Weidehaltung von Milchvieh würde obsolet“, stellte er fest: Denn Rinder sollen neu in die IED aufgenommen werden. Für ihn gibt es bessere Wege, die Luft sauber zu halten. „Wir reduzieren doch schon die Emissionen“, betonte er, zum Beispiel über die Art der Fütterung. Darüber hinaus geben immer mehr kleine Betriebe auf, was den Tierbestand weiter senke. Große Betriebe rüsteten ohnehin Filter nach, was auch die deutsche TA Luft verlange.

Henrichmann forderte von der Ampel eine klare Linie in Brüssel. Angesichts der bisherigen Zerstrittenheit in der Koalition hatte er allerdings Zweifel. Mehrere Anfragen der Unionsfraktion zur IED seien jedenfalls bisher eher ausweichend beantwortet worden.